Die vier Zielarten unseres Beobachtungsprojekts haben eines auf den ersten Blick gemeinsam: Ihre wunderbaren Flugkünste. Zu den wendigen und schnellen Manövern in der Luft werden sie alle durch einen schlanken, stromlinienförmigen Körperbau befähigt, der ihnen ihr charakteristisches Aussehen verleiht. Der Mauersegler ist dabei mit den Schwalbenarten gar nicht verwandt. Allein seine ähnliche Lebensweise hat zur Entwicklung ähnlicher Merkmale geführt.
Ernährung
Schwalben und Segler ernähren sich vom sogenannten „Luftplankton“, also von Fluginsekten, die sie aus dem Luftstrom fangen. Für diese Jagd in den Lüften benötigen sie ihre wendigen Flugkünste.
Viele Menschen kennen vielleicht noch die Bauernregel, der zufolge tief fliegende Schwalben schlechtes Wetter ankündigen und hoch fliegende Schwalben gutes Wetter. Tatsächlich ist es so, dass Fluginsekten sich aufgrund des Luftdrucks in geringerer Höhe aufhalten, wenn das Wetter von einem Tiefdruckgebiet bestimmt ist. Daher jagen auch Schwalben bei einem solchen „schlechten“ Wetter in geringerer Höhe. Bei Hochdrucklagen, also „gutem“ Wetter, nutzen sie wiederum die aufsteigenden warmen Luftmassen, um sich selbst in größere Höhen tragen zu lassen. Die Bauernweisheit beruht also auf gut beobachteten Zusammenhängen.
Da es Schwalben hauptsächlich auf Insekten abgesehen haben, die wir Menschen als lästig ansehen, gelten sie in der Landwirtschaft durchaus als Nützlinge: Sie sorgen dafür, dass Mensch und Tier weniger von Mücken und Fliegen geplagt werden und sie dämmen die Schädigung von Pflanzen durch Blattläuse ein. Vielleicht wurden sie auch deshalb schon immer als Glücksbringer betrachtet und waren an Haus und Stall gern gesehene Mitbewohner. Doch moderne Wirtschafts- und Bauweisen lassen den Kulturfolgern heutzutage nur noch wenig Raum.
Nestbau und Brut
Mehlschwalbe, Rauchschwalbe und Mauersegler haben sich im Laufe ihrer Entwicklung umgestellt vom Brüten an Felsenwänden auf das Brüten an Gebäuden, die dafür ähnliche Bedingungen bieten. Nur die Uferschwalbe ist für die Anlage ihrer Brutröhren nach wie vor auf lehmige oder festsandige Steilufer und Abbruchkanten angewiesen. Dafür geeignete ausgewaschene Flussufer gibt es nicht mehr viele. Wo es sich anbietet, weicht die Uferschwalbe auf Lehm- und Kiesgruben aus.
Mehl- und Rauchschwalbe bauen an unseren Hauswänden oder in unseren Ställen Nester aus Lehm, wo sie nach der Rückkehr aus ihren afrikanischen Winterquartieren die Brutsaison beginnen. Die Hauptankunftszeit der Mehlschwalben liegt zwischen Anfang April und Mitte Mai. Erste Rauchschwalben kann man häufig schon im März sichten.
Gern kehren Brutpaare zu ihren angestammten Nestern zurück. Das erspart ihnen den Aufwand des Neubaus. Immerhin handelt es sich um kunstvolle Gebilde, deren Baumaterial zunächst an schlammigen Ufern oder lehmigen Pfützen gefunden und herangeschafft werden muss. Ausbesserungsarbeiten stehen zu Beginn jeder Brutsaison auf jeden Fall an.
Mehlschwalben bauen halbkugelförmige Nester mit einem kleinen Einflugloch bevorzugt an rauh verputzen Hauswänden unter schützenden Dachvorsprüngen. Sie brüten ein- bis zweimal im Jahr, selten auch dreimal. Das Gelege besteht aus drei bis fünf Eiern.
Rauchschwalben bevorzugen als Niststandorte das Innere von Ställen, Scheunen, offenen Schuppen, Garagen oder Carports. Ihre Lehmnester sind schalenförmig ohne Einflugloch und nach oben offen. Hier ziehen sie ein- bis dreimal pro Saison jeweils drei bis sechs Junge groß.
Auch Mauersegler nutzen für die Brut Gebäudestrukturen. Sie bauen allerdings keine Lehmkonstruktionen, sondern richten sich in vorhandenen, hochgelegenen Hohlräumen mit einem recht spärlichen Nest ein. Da Neubauten häufig keine Hohlräume mehr bieten, findet man sie eher in Stadtteilen mit Altbaubestand. Der Mauersegler zieht nur einmal im Jahr zwei bis drei Junge auf.
Sind die Jungen flügge und selbstständig, dann machen sich nach und nach alle vier Zielarten zwischen Ende August und Ende September auf die Reise in die afrikanischen Winterquartiere, um im nächsten Frühjahr zurückzukehren.