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NABU|naturgucker-Kongress 2018

  • Hartmut Mai (links) und Stefan Munzinger eröffneten den 4. NABU|naturgucker-Kongress, (c) Gaby Schulemann-Maier
    Hartmut Mai (links) und Stefan Munzinger eröffneten den 4. NABU|naturgucker-Kongress, (c) Gaby Schulemann-Maier

Gemeinsam mit dem → NABU Landesverband Hessen sowie dem → NABU Bundesverband richtete → naturgucker.de im Herbst 2018 den vierten NABU|naturgucker-Kongress aus. Er fand vom 23. bis 25. November 2018 in Kassel im → Haus der Kirche statt. Rund 140 Besucher*innen kamen, um bei der Veranstaltung mit dabei zu sein.

Programm und Vortragsmanuskripte

Eine Programmübersicht der gesamten Veranstaltung finden Sie → hier. Außerdem stehen für Sie mehrere → Vortragsmanuskripte zum Herunterladen bereit.

Lockerer Einstieg

Traditionell steht der Freitagabend beim NABU|naturgucker-Kongress vor allem im Zeichen des Miteinanders. Den Teilnehmer*innen der Veranstaltung wird die Möglichkeit geboten, sich in lockerer Atmosphäre auszutauschen, was viele von ihnen besonders zu schätzen wissen. Etliche Besucher*innen ließen uns im November 2018 wissen, dass es für sie einen sehr hohen Stellenwert hat, auf der Veranstaltung andere Naturgucker*innen und alte Bekannte zu treffen sowie neue Kontakte zu knüpfen. Beim gemeinsamen Abendessen gab es dafür am ersten Kongressabend reichlich Möglichkeiten.

Nach der offiziellen Eröffnung des Kongresses am 23. November 2018 durch Hartmut Mai (NABU Hessen) und Stefan Munzinger (naturgucker.de) ging es weiter mit zwei Preisverleihungen. Für seinen herausragenden Beitrag „Die Flugschule des Cygnus olor“, den er für die Teilnahme am Wettbewerb → SWAROVSKI OPTIK Beobachterpreis verfasst hatte, wurde Udo Krupka mit einem Top-Fernglas, dem EL 8×32 W B, ausgezeichnet. → Susanne Großnick war als Siegerin aus dem diesjährigen Wettbewerb → SIGMA Naturbild hervorgegangen, sie erhielt mit dem SIGMA 105mm F1,4 DG HSM | Art ein leistungsstarkes Profi-Objektiv. Ihr Siegerfoto, das eine mit Fühlerlarven des Bernsteinschnecken-Saugwurms befallene Bernsteinschnecke zeigt, begeisterte nicht nur vorab die Fachjury, sondern auf dem Kongress auch das Publikum.

Nach den Ehrungen ging es weiter mit der Musik der sehr talentierten jungen Jazz-Sängerin → CLEO, die mit dem Gitarristen → David Grabowski auf der Bühne stand. Ihre Darbietungen wechselten sich mit einem Naturvortrag der etwas anderen Art ab: Fräulein Marilotte Sofie Brehm aus dem Ensemble → Fräulein Brehms Tierleben referierte über den → König der Tiere. Auf ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Weise nahm sie uns mit in die Welt der Regenwürmer. Ja, ganz genau, es ging in dem Beitrag nicht um Löwen, wie viele Kongressbesucher*innen angesichts des Titels zunächst angenommen hatten …

Ein Samstag voller Fachvorträge

Nur noch ein Monat bis Weihnachten! Bei uns gab es aber am 24. November 2018 schon jede Menge „Geschenke“ in Form von Fachvorträgen, denn die waren der zentrale Bestandteil des zweiten Tages dieses NABU|naturgucker-Kongresses. Eingeläutet wurde der Veranstaltungstag um 9:00 Uhr durch Kurzvorträge über Neues aus dem NABU, gehalten von Ralf Schulte (NABU Bundesverband), und Aktuelles aus naturgucker.de, worüber Stefan Munzinger sprach.

Auf diesem Kongress gab es außerdem ein Novum: Bisher hatten immer Vertreter*innen aus der Wissenschaft die Leitvorträge gehalten – von dieser Regel wichen wir ab und ließen den Landwirt und Wirtschaftsinformatiker Wolfgang Klotz aus Burgstetten (Baden-Württemberg) zu Wort kommen. Unter dem Titel „Landwirtschaft: Ökologisch engagiert und wirtschaftlich“ führte er aus, welche Missstände in der Landwirtschaft aus seiner Sicht zum Artenschwund beitragen und wie sich etwas gegen „Agrarwüsten“ unternehmen lässt, und das ohne eine finanzielle Abhängigkeit von EU-Subventionen und ohne Einstieg in den Bio-Bereich – zumal auch dieser seine Tücken hat und nicht unbedingt in jedem Fall zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt. Mit seinem Vortrag begeisterte Klotz das Publikum, er stand für Gespräche und Rückfragen den ganzen Tag über in den Pausen gern zur Verfügung.

Nach dem Leitvortrag und einer kurzen Pause startete das Seminarprogramm. Die zwölf Fachvorträge waren fast alle jeweils 30 Minuten lang (inklusive Fragerunde) und es fanden meist drei Referate gleichzeitig in unterschiedlichen Räumen statt. Zu den Themen, die hierbei aufgegriffen wurden, gehörten unter anderem Farbabweichungen bei Vögeln (Dr. Achim Zedler), Langzeituntersuchungen über die Libellenfauna in einem Naturschutzgebiet (Meike Terlutter), naturgucker.de in Grundschulen (Jörg Chmill), die Natur als Vorbild zum Vernetzen von Organisationen (Dr. Rita Lüder) und ein Beitrag darüber, welche Wirbeltierarten jede*r kennen sollte (Thomas Gerl und Melanie Urbasik).

Die doppelte Redezeit erhielt Dr. Jürgen Ott für sein Thema „Insektensterben – Ist da was dran?“. Der Libellenexperte und Naturkenner ging dabei ausführlich auf Aspekte wie Pestizideinwirkungen, Einflüsse des Verkehrs und der nächtlichen Beleuchtung auf die Insekten ein. Viele der auf dem Kongress gehaltenen Vorträge finden Sie → hier als PDF-Downloads.

Wie schon im Vorjahr, wurde das Seminarprogramm ab 16:30 Uhr durch eine Gesprächsrunde über die Nutzung von naturgucker.de abgeschlossen. Die Kongressbesucher*innen konnten den naturgucker.de-Teammitgliedern Yvonne Christ, Jörg Chmill und Gaby Schulemann-Maier Fragen rund um das Meldeportal stellen. Mit diesem Fragerunden-Format wurde offenbar ein Nerv getroffen, denn der für eine Stunde angesetzte Programmpunkt wurde wegen einer spannenden Diskussion über die neue Funktion → Falter-Erkennungshilfe deutlich überzogen.

Abends gab es beim gemeinsamen Essen (regional und bio) wieder die Möglichkeit, sich ausgiebig mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die Pianoklänge von → Jan Luley, den die Stammbesucher*innen des Kongresses bereits aus den Vorjahren kannten, lockten dann bald zum abendlichen Programmteil zurück in den Vortragssaal. Luley überraschte unter anderem mit Variationen des Lieds „Kommt ein Vogel geflogen“ in unterschiedlichen Stilrichtungen angefangen vom Tango Argentino über Samba bis hin zu Sounds aus New Orleans. Er wechselte sich auf der Bühne mit dem Abendredner ab: → PD Dr. Michael Ohl vom Museum für Naturkunde Berlin hielt seinen Vortrag „Keine Angst vor großen Namen – von der Kunst der Benennung und dem Vergnügen an wissenschaftlichen Tiernamen“.

Das naturbegeisterte Publikum lernte so zum Beispiel die Wespenart Aha ha kennen und amüsierte sich köstlich über die Kamelhalsfliege Parvoraphidia aphaphlyxte (das muss man laut aussprechen und dabei ans Österreichische denken!). Für große Lacher sorgte Ohl mit seinen Ausführungen über den von einem Botaniker frei erfundenen Vogel namens Woofen-Poof (Eoörnis pterovelox gobiensis) und über die jüngst neu beschriebene, nach dem aktuellen amerikanischen Präsidenten benannte Falterart Neopalpa donaldtrumpi. Ihren Namen hatte sie wegen ihres blonden Schopfes und ihrer kleinen Genitalien erhalten …

Kracher am Sonntag

Auf der gemeinsamen Naturexkursion in der Fuldaaue in Kassel wollten wir es am Sonntag in Sachen Arten so richtig krachen lassen. Leider hat es am Morgen auch schon auf der Busfahrt dorthin gekracht und wir durften live miterleben, wie schnell die Polizei, die Sanitäter*innen und die Feuerwehr in Kassel zur Stelle sind. Glücklicherweise hat es bei dem Auffahrunfall nur Blechschaden gegeben, Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.

Mit nur etwa 20 Minuten Verspätung trafen wir am Exkursionsort ein und schwärmten sogleich aus. Eine Gruppe unter Leitung des Naturguckers Torsten Hunger suchte nach Pilzen. Die zweite Gruppe, die vom Naturgucker Frank Beisheim geleitet wurde, machte sich auf die Suche nach Vögeln und anderen Tieren.

Für große Begeisterung sorgten die Bartmeisen, die sich in der Nähe des östlichen Beobachtungsstandes im Naturschutzgebiet aufhielten. Zwischen Bugasee und Fulda sahen wir später neben weiteren Vögeln zwei Birkenzeisige. Trotz des weit fortgeschrittenen Herbstes ließen sich außerdem einige Listspinnen blicken, es wurden Muschelschalen gefunden und verschiedene Frostspanner sowie Sackträger – Schmetterlinge waren in der Artenliste also ebenfalls präsent.

Insgesamt gelang es den Kongressteilnehmer*innen, bei der Exkursion über 70 Arten zu beobachten, was für einen Tag im späten November durchaus bemerkenswert ist. Einen Woofen-Poof bekamen wir übrigens trotz intensiver Suche nicht zu Gesicht. Mehr zu den im Rahmen der Kongress-Exkursion gefundenen Arten gibt es im → Gebietsporträt auf dem Meldeportal von NABU|naturgucker.

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