Startseite » Meldeportal » Unsere Meldeaktionen » Brennnesseln und ihre Raupen

Brennnesseln und ihre Raupen

  • Raupe des Admirals (Vanessa atalanta), (c) Martina Möllenkamp/NABU-naturgucker.de
    Raupe des Admirals (Vanessa atalanta), (c) Martina Möllenkamp/NABU-naturgucker.de

Brennnesseln (Urtica sp.) werden oft als Unkraut oder lästige Pflanzen angesehen und aus Gärten etc. entfernt, ohne dass den Menschen ihr hoher Stellenwert für die biologische Vielfalt bewusst wird.

Mit unserem Projekt möchten wir am Beispiel von Brennnesseln und Schmetterlingsraupen für ökologische Zusammenhänge sensibilisieren. Denn zur Förderung der Artenvielfalt reichen blühende Pflanzen wie der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) als Nektarquellen für adulte Tiere nicht aus. Für die Entwicklung der Raupen sind vielmehr weitere Pflanzen als Nahrung nötig.

Interessierten Teilnehmenden möchten wir zudem ermöglichen, ihre Artenkenntnisse in Bezug auf Schmetterlinge zu erweitern, ihre Beobachtungen auf unserem Meldeportal zu dokumentieren und so einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz zu leisten.

Raupen des Landkärtchens (Araschnia levana) auf Großer Brennnessel (Urtica dioica), (c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de
Raupen des Landkärtchens (Araschnia levana) auf Großer Brennnessel (Urtica dioica), (c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de

Welche Schmetterlingsarten die Brennnesseln als Nahrungspflanzen nutzen, ist zwar bereits bekannt. Doch nur ein regelmäßiges und flächendeckendes Monitoring liefert die erforderlichen Daten, um Bestandstrends und Veränderungen der Biodiversität in Deutschland zu erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.

Und hier sind Sie gefragt. Machen Sie mit bei unserem Beobachtungsprojekt und dokumentieren Sie, welche Schmetterlingsraupen Sie auf Brennnesseln entdecken – am besten mit Fotos! Das funktioniert ganz einfach über unsere Aktionsseite.

Für unsere Meldeaktion zu Raupen an Nesseln haben wir eine → Aktionsseite erstellt, die Sie ohne Installation mit jedem Gerät vom Smartphone bis zum PC einfach per Internetbrowser aufrufen können. Und das sollten Sie tun:

  • Brennnesseln und Raupen finden, fotografieren und bestimmen: Sieben Artporträts auf unserer Aktionsseite helfen Ihnen bei der Bestimmung der beobachteten Raupen.
  • Raupen an Brennnesseln melden: Nachdem Sie Ort und Datum Ihrer Beobachtung angegeben haben, tragen Sie bitte im bebilderten Teil des Formulars Art und Anzahl der gefundenen Raupen sowie idealerweise Angaben zur Beobachtung ein.
Übersicht der Aktionsseite "Brennnesseln und ihre Raupen"

Und wie geht es weiter?

Nach Ihrer ersten Meldung können Sie selbstverständlich weitere Beobachtungen dokumentieren, gerne jedes Mal, wenn Sie Raupen auf Brennnesseln finden. Denn wie das Melden funktioniert, wissen Sie ja jetzt

Auf der Aktionsseite können Sie außerdem unter „Gemeldete Beobachtungen“ sehen, welche Arten andere Teilnehmende gemeldet haben. Über die Kommentarfunktion können Sie sich mit anderen austauschen oder um Hilfe bitten, wenn Sie nicht sicher sind, um welche Arten es sich bei Ihren Beobachtungen handelt.

Falls Sie mehr über Schmetterlinge erfahren möchten, können Sie einen unserer kostenlosen Akademie-Kurse → zu diesem Thema besuchen. Die Lernangebote sind zeitlich flexibel online nutzbar. Und wenn Sie auch Beobachtungen anderer Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze) dokumentieren möchten, können Sie dafür unser → allgemeines Meldeportal nutzen.

Unverzichtbare Raupennahrungspflanzen

Brennnesseln sind für viele Schmetterlingsarten und insbesondere deren Raupen eine lebenswichtige Nahrungsquelle. Rund 30 bis 50 heimische Schmetterlingsarten, darunter bekannte Tagfalter wie das Tagpfauenauge (Aglais io), der Kleine Fuchs (Aglais urticae), der Admiral (Vanessa atalanta) und das Landkärtchen (Araschnia levana), sind im Raupenstadium auf Brennnesseln angewiesen.

Eier des Landkärtchens (Araschnia levana) an einer Großen Brennnessel (Urtica dioica), (c) Oskar Jungklaus/NABU-naturgucker.de
Eier des Landkärtchens (Araschnia levana) an einer Großen Brennnessel (Urtica dioica), (c) Oskar Jungklaus/NABU-naturgucker.de

Für einige dieser Arten sind Brennnesseln sogar die einzige Nahrungspflanze, auf der die Weibchen ihre Eier ablegen und die Raupen sich entwickeln können.

Symbiotische Beziehung

Die Beziehung zwischen Brennnesseln und Schmetterlingen ist symbiotisch, das heißt, sie ist für beide Seiten von Nutzen. Während die Raupen die Brennnesseln als Nahrung nutzen, tragen sie zur Bestäubung der Pflanzen bei.

Einige Raupenarten haben sich so angepasst, dass sie die in Brennnesseln enthaltenen Abwehrstoffe entgiften können. Dadurch können sie die Blätter unbeschadet fressen.

Förderung der Artenvielfalt

Brennnesselbestände im Garten oder in der Natur fördern nicht nur Schmetterlinge, sondern auch viele andere Insektenarten und sind damit ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt.

Praktischer Tipp

Wer Schmetterlingen im Garten helfen möchte, sollte eine Ecke mit Brennnesseln stehen lassen. So bietet man den Raupen einen Lebensraum und kann später die Entwicklung zu bunten Faltern beobachten.

Wenn man eine Brennnessel anfasst, tut das oft weh, weil die Pflanze mit winzigen Brennhaaren bedeckt ist. Diese Härchen sind wie kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Röhrchen, deren Spitzen sehr leicht abbrechen, wenn die Pflanze berührt wird. Beim Kontakt dringt das abgebrochene Härchen wie eine winzige Spritze in die Haut ein und injiziert eine Mischung aus chemischen Stoffen, darunter Ameisensäure, Histamin, Acetylcholin, Natriumformiat und Serotonin.

Diese Substanzen verursachen sofort einen brennenden Schmerz und führen zu Rötungen, Schwellungen sowie juckenden Quaddeln auf der Haut. Verantwortlich dafür sind vor allem Ameisensäure und Histamin.

Brennhaar der Kleinen Brennnessel (Urtica urens), (c) Christine Laumann/NABU-naturgucker.de
Brennhaar der Kleinen Brennnessel (Urtica urens), (c) Christine Laumann/NABU-naturgucker.de

Die Brennhaare dienen der Pflanze als Schutzmechanismus gegen Fressfeinde. Je nachdem, wie dick die Haut an der betroffenen Stelle ist und um welche Brennnesselart es sich handelt, kann die Stärke des Schmerzes variieren.

In Deutschland gibt es vier Brennnesselarten. Am häufigsten und am weitesten verbreitet sind die → Große Brennnessel (Urtica dioica) und die → Kleine Brennnessel (Urtica urens). Die → Röhricht-Brennnessel (Urtica kioviensis) und die → Pillen-Brennnessel (Urtica pilulifera) sind dagegen sehr selten.

  • Große Brennnessel (Urtica dioica), (c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de
    Große Brennnessel (Urtica dioica), (c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de
Entwicklungszyklus der Schmetterlinge, Grafik (c) NABU|naturgucker-Akademie
Entwicklungszyklus der Schmetterlinge, Grafik (c) NABU|naturgucker-Akademie

Der Entwicklungszyklus von Schmetterlingen, auch Metamorphose genannt, verläuft in vier klar abgegrenzten Stadien: Ei, Raupe, Puppe und Falter. Diese vollständige Metamorphose ist ein typisches Merkmal für Schmetterlinge und unterscheidet sie von vielen anderen Insekten.

1. Eistadium

Das Weibchen legt je nach Art zwischen 50 und 3000 Eier auf spezifische Pflanzen ab.

Aus dem Ei schlüpft später eine kleine Raupe.

Tagpfauenauge (Aglais io) bei der Eiablage, (c) Wolfgang Piepers/NABU-naturgucker.de
Tagpfauenauge (Aglais io) bei der Eiablage, (c) Wolfgang Piepers/NABU-naturgucker.de

2. Raupenstadium

Die Raupe beginnt sofort nach dem Schlüpfen zu fressen, oft zunächst die eigene Eihülle, dann ihre Futterpflanze bzw. Nahrungspflanze.

Raupen wachsen sehr schnell und müssen sich mehrmals häuten, da ihre Haut nicht mitwächst.

Je nach Art häuten sie sich drei- bis achtmal. Die meisten Schmetterlingsarten durchlaufen fünf Raupenstadien (Larvenstadien von L1 bis L5). In dieser Zeit können sie ihr Körpergewicht um ein Vielfaches steigern.

Raupen des Tagpfauenauges (Aglais io), (c) Margot Stosch/NABU-naturgucker.de
Raupen des Tagpfauenauges (Aglais io), (c) Margot Stosch/NABU-naturgucker.de

3. Puppenstadium

Ist die Raupe ausgewachsen, hört sie auf zu fressen und verpuppt sich.

In der Puppe findet die eigentliche Metamorphose statt: Der Körper der Raupe wird vollständig umgebaut und es entsteht der Schmetterling.

Puppe des Tagpfauenauges (Aglais io), (c) Verena Scharr/NABU-naturgucker.de
Puppe des Tagpfauenauges (Aglais io), (c) Verena Scharr/NABU-naturgucker.de

4. Falterstadium (Imago)

Der fertige Schmetterling schlüpft aus der Puppe, entfaltet und trocknet seine Flügel und ist dann flugfähig.

Die Falter paaren sich, das Weibchen legt Eier, und der Zyklus beginnt von Neuem.

Tagpfauenauge (Aglais io), (c) Ursula Spolders/NABU-naturgucker.de
Tagpfauenauge (Aglais io), (c) Ursula Spolders/NABU-naturgucker.de

Überwinterung

Bei Schmetterlinge kommen Überwinterungen in allen Entwicklungsstadien vor. Sie überwintern je nach Art als Ei, Raupe, Puppe oder Falter. Es gibt sogar Arten, bei denen die erwachsenen Individuen (Imagines) im Herbst in den Süden ziehen. Das macht zum Beispiel der Admiral (Vanessa atalanta).

Bestäubung von Pflanzen

Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber. Während sie Nektar trinken, transportieren sie Pollen von Blüte zu Blüte und ermöglichen so die Fortpflanzung vieler Pflanzenarten, darunter auch zahlreiche Wild- und Nutzpflanzen.

Einige Pflanzenarten werden sogar ausschließlich von Schmetterlingen bestäubt.

Nahrungsquelle für andere Tiere

Schmetterlinge und besonders ihre Raupen sind eine bedeutende Nahrungsquelle für viele Tiere wie Vögel, Fledermäuse, Reptilien, Igel, Kleinsäuger und Amphibien. Ohne sie wäre die Aufzucht vieler Jungvögel kaum möglich.

Blaumeise (Cyanistes caeruleus) mit erbeuteter Raupe, (c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de
Blaumeise (Cyanistes caeruleus) mit erbeuteter Raupe, (c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de

Indikatoren für Umweltveränderungen

Schmetterlinge reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen und gelten daher als Bioindikatoren. Ihr Rückgang weist auf Probleme wie Umweltverschmutzung, Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und in Gärten, Klimawandel oder Lebensraumverlust hin.

Förderung des Nährstoffkreislaufs

In der Raupenphase helfen Schmetterlinge beim Abbau organischer Materialien. Sie zersetzen Pflanzenreste und tragen so zur Bodenfruchtbarkeit bei, indem sie Nährstoffe zurückführen.

Fazit

Schmetterlinge sind weit mehr als nur schöne Insekten – sie sind unverzichtbare Bestandteile des Ökosystems. Sie fördern Bestäubung, Artenvielfalt und Nährstoffkreisläufe und dienen als wichtige Nahrungsquelle für zahlreiche Tiere. Ihr Schutz ist daher essenziell für eine gesunde und artenreiche Umwelt.

Projektzeitraum

Auf Brennnesseln finden sich vom Frühling bis in den Herbst hinein allerlei Insekten und andere kleine Tiere wie Spinnen. Die Raupen der Zielarten dieser Mitmachaktion lassen sich hauptsächlich von Juni bis August beobachten. Deshalb fällt der Projektzeitraum in diese drei Monate

Selbstverständlich sind aber alle Beobachtungsdaten und Fotos von Insekten und anderen Tieren, die auf Brennnesseln vorkommen, das ganze Jahr über auf unserem Meldeportal willkommen.

01

02

03

04

05

06

07

08

09

10

11

12

Vielleicht fragen Sie sich, weshalb Sie beim Melden Ihrer Beobachtungen Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse angeben müssen. Das hat wichtige Gründe:

  1. Wir sind dazu verpflichtet, die gesetzlichen Vorgaben zur Kennzeichnung Urheberrecht zu befolgen. Das bedeutet, auf unserem Meldeportal dargestellte Beobachtungen, Bilder und Videos müssen mit den Namen der Melder*innen gekennzeichnet werden. Hintergrundinformationen dazu finden Sie in einem → Beitrag zu diesem Thema.
  2. Alle auf unserem Meldeportal veröffentlichten Beobachtungen, Bilder und Videos werden der Forschung und dem Naturschutz zur Verfügung gestellt. Bei der Auswertung der Daten kann es geschehen, dass sich Rückfragen zu einzelnen Sichtungen ergeben. Dafür ist es wichtig, dass wir Sie per E-Mail erreichen können. Sollen Ihre Daten in einer wissenschaftlichen Publikation zitiert werden, erfolgt dies in der Regel wegen der Urheberrechtsvorgaben mit Namen; siehe dazu auch Punkt 1.

Grundsätzlich behandelt NABU|naturgucker Ihre personenbezogenen Daten so, dass die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union erfüllt sind. Hier finden Sie unsere → Datenschutzerklärung.

Am besten lässt sich die Aktionsseite im Browser Chrome bedienen. In anderen Browsern kann es zu längeren Ladezeiten etc. kommen. Nach einiger Zeit (meist ca. 15 Minuten) der Nichtbenutzung wird die Serversitzung automatisch beendet. Um die Aktionsseite weiter verwenden zu können, laden Sie sie einfach noch einmal neu.

Wenn Sie möchten, dass Ihre aktuelle Position vom Smartphone automatisch ins Meldeformular übernommen werden kann, geben Sie dies bitte frei. Gegebenenfalls müssen Sie dazu die Datenschutzeinstellungen bzw. die Freigabe der Ortungsdienste an Ihrem Gerät bearbeiten. Auf dem iPhone ist es erforderlich, im Browser die Ortungsdienste freizugeben und in den Ortungsdiensten wiederum den Browser.

Falls Sie Hilfe bei der Bedienung der Aktionsseite benötigen, besuchen Sie bitte unsere → Hilfeseiten.

Ihr Artenwissen vergrößern bei der NABU|naturgucker-Akademie

Für alle, die gern ihr Wissen über Falter ausbauen möchten, gibt es mit „Schmetterlinge Grundwissen“ ein umfangreiches Lernangebot und mit „Schmetterlinge kompakt“ einen Kurs für den Schnelleinstieg ins Thema. Beim Lernen erfahren Sie zum Beispiel mehr über den besonderen Körperbau der Schmetterlinge, wie sie sich an verschiedene Lebensräume angepasst haben, wie sie sich fortpflanzen und wie sie den Winter überstehen. Praktische Tipps für das Bestimmen einer Reihe häufig zu beobachtender Arten runden den Inhalt ab. Klicken Sie sich rein!

Lernthema Schmetterlinge der NABU|naturgucker-Akademie

Die NABU|naturgucker-Akademie ist ein Online-Lernort für Naturbegeisterte mit vielfältigem Angebot. Dabei entscheiden Sie, wann und wie viel Sie lernen möchten. Sämtliche Inhalte stehen Ihnen kostenlos zur Verfügung.

→ Jetzt die NABU|naturgucker-Akademie besuchen!

Fragen zur Bedienung der Aktionsseiten von NABU|naturgucker?

Sie haben eine individuelle Frage zur Bedienung der Aktionsseiten von NABU|naturgucker und möchten mit uns Kontakt aufnehmen? Dann wenden Sie sich bitte an support@NABU-naturgucker.de.