Die Natur zu erleben, empfinden viele Menschen als Bereicherung. Das lässt sich an vielen Stellen herauslesen und -hören, wenn sich auf dem Meldeportal unsere aktiven Nutzer*innen beispielsweise in Kommentaren untereinander austauschen. Im Detail können die Gründe für diese Begeisterung für die Natur äußerst vielfältig sein – und wir wollten gern mehr darüber herausfinden. Es ist uns wichtig, die Menschen und das, was sie umtreibt, zu verstehen. Denn basierend auf diesem Wissen lassen sich zum Beispiel Meldeaufrufe im Rahmen bürgerwissenschaftlicher Aktionen besser vorbereiten und durchführen. Unserer Ansicht nach ist es für alle, die Citizen-Science-Projekte betreiben, von enormer Bedeutung, die Beweggründe, Wünsche und Bedürfnisse der anvisierten Zielgruppe potenzieller Aktiver zu kennen.
Um also Einblicke in die Interessen und Motive der Naturbegeisterten zu erlangen, haben wir vom 28. August bis 6. September 2020 unsere Umfrage „Naturbeobachtungen 2020“ durchgeführt. Dabei war die Teilnahme anonym möglich. Beteiligt haben sich 3 412 Menschen und wir konnten dank ihres Engagements tiefgehende Einblicke in die Beweggründe für die Naturbeobachtung gewinnen. Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen, die sich die Zeit für die Beantwortung unserer Fragen genommen haben!
Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer*innen wurde durch NABU|naturgucker-Quellen wie unseren → Newsletter oder unseren → Facebook-Auftritt auf die Befragung aufmerksam, die restlichen Personen hatten durch den NABU von der Befragung erfahren.
Prinzipiell war die Umfrage so konzipiert, dass die Beteiligung anonym möglich war. Dennoch haben auf freiwilliger Basis 63 % der Teilnehmer*innen ihre E-Mail-Adresse angegeben, um persönlich über die Ergebnisse informiert zu werden. Fast zwei Drittel der teilnehmenden Personen haben demnach ihr großes Vertrauen in uns gezeigt, indem sie ihre E-Mail-Adresse genannt haben. Wir fühlen uns dadurch geehrt und wissen dieses Vertrauen sehr zu schätzen.
- Geschlechterverteilung
- Altersverteilung
- Beginn des Naturinteresses
- Beweggründe für die Naturbeobachtung
- Wie oft und wo beobachten die Menschen gern die Natur?
- Die Natur mit oder ohne Gesellschaft beobachten
- Ziele beim Beobachten der Natur
- Dokumentieren der Naturbeobachtungen
- Artengruppen im Fokus
- Darf es sonst noch etwas sein?
- Zukunftspläne in Sachen Erweiterung des Artenwissens
- Mitmach-Aktionen und Monitorings
Geschlechterverteilung
Rund 61 % der Menschen, die sich an unserer Befragung beteiligt haben, sind weiblich; circa 39 % sind männlich und 0,4 % divers.
Altersverteilung
Das Durchschnittsalter aller Teilnehmer*innen, deren Antworten auswertbar waren, betrug 55,6 Jahre. Nicht alle Angaben zum Alter konnten wir auswerten, weil einige Personen beispielsweise eine 0 eingetragen haben. Da dies jedoch lediglich für vergleichsweise wenige Teilnehmer*innen galt, ist die durchschnittliche Altersangabe aus unserer Sicht statistisch tragfähig.
Beginn des Naturinteresses
Wir haben darüber hinaus gefragt, in welchem Alter in Jahren die Teilnehmer*innen damit begonnen haben, sich für die Natur zu interessieren. Dies war in einigen Fällen bereits in jungen Jahren (Kindheit bis Jugend) der Fall, bei anderen dafür erst in einem deutlich späteren Lebensabschnitt. Als Durchschnittswert ergab sich ein Alter von 15 Jahren. Der Grundstein für die Naturbegeisterung wurde bei zahlreichen Teilnehmer*innen somit bereits in der Jugend gelegt.
Beweggründe für die Naturbeobachtung
Die Antworten auf die von uns gestellte Frage „Weshalb beobachten Sie gern die Natur?“ brachten uns spannende Erkenntnisse. Sehr auffällig ist, dass für rund drei Viertel der Teilnehmer*innen das mit der Naturbeobachtung verknüpfte positive Empfinden die entscheidende Triebfeder ist.
Tatsächlich ist der Prozentsatz derer, für die positive Empfindungen wie Spaß ( = Freude) an der Sache sowie die Wertschätzung des Naturerlebnisses an sich besonders wichtig sind, sogar noch höher. Denn in den sonstigen Begründungen wurden vielfach Aspekte genannt, die im Kern denselben Sachverhalt beschreiben. Auffallend häufig wurde dort zudem argumentiert, sich als Teil der Natur zu empfinden.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
---|---|
Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnte nur eine der oben aufgeführten Antworten ausgewählt werden.
Wie oft und wo beobachten die Menschen gern die Natur?
Wie groß die Begeisterung für die Naturbeobachtung bei den Befragten ist, belegen die Rückmeldungen zur Häufigkeit: Neun von zehn Teilnehmer*innen gehen mindestens einmal wöchentlich nach draußen. Ein großer Teil dieser Menschen hat sogar angegeben, mindestens fünfmal wöchentlich die Natur zu beobachten.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnte nur eine der oben aufgeführten Antworten ausgewählt werden.
Rund 70 % der Teilnehmer*innen beobachten die Natur im Umkreis von bis zu 5 km um den eigenen Wohnort beziehungsweise im Garten.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnte nur eine der oben aufgeführten Antworten ausgewählt werden.
Die Natur mit oder ohne Gesellschaft beobachten
Das Entdecken der Natur um sich herum ist für circa 52 % der Befragten etwas, dem sie gern allein nachgehen. Daraus abzuleiten, dass Naturbeobachter*innen grundsätzlich eher eigenbrötlerisch veranlagt sind, wäre aber nicht richtig. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass der Anteil derer, die gern mit anderen Menschen gemeinsam draußen unterwegs sind, mit 48 % vergleichbar groß ist.
Besonders beliebt sind Naturexkursionen mit der/dem Partner*in oder der Familie. Im weitesten Sinne zählen zur Familie für einige der Befragten übrigens auch ihre Hunde, wie sie uns in ihren Kommentaren mitgeteilt haben.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnte nur eine der oben aufgeführten Antworten ausgewählt werden.
Ziele beim Beobachten der Natur
Uns interessierte, ob die Befragten auf ihren Spaziergängen und Exkursionen ein bestimmtes inhaltliches Ziel verfolgen oder nicht. Die Antworten offenbarten uns: Ihr eigenes Wissen (über die Natur) zu erweitern, ist für fast zwei Drittel der Teilnehmer*innen ein wichtiges Ziel. Dem steht ein weiteres Drittel der Befragten ohne ein konkretes Ziel gegenüber.
Unterm Strich lässt sich für NABU|naturgucker feststellen: Unser Leitspruch „Naturgucken macht Spaß und schafft Wissen“ spricht offensichtlich sehr vielen Teilnehmer*innen unserer Motivationsbefragung aus der Seele.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnten mehrere der oben aufgeführten Antwortmöglichkeiten ausgewählt werden. Ferner bestand die Option, eine individuelle Antwort zu formulieren.
Dokumentieren der Naturbeobachtungen
Sehr gefreut haben wir uns darüber, dass circa zwei Drittel der Teilnehmer*innen angaben, ihre Naturbeobachtungen zumindest teilweise auf dem Meldeportal zu dokumentieren. Doch wir hoffen natürlich, hier langfristig eine noch bessere Quote erreichen zu können, damit künftig mehr Menschen ihre Beobachtungen nach Möglichkeit immer (mittels unseres Meldeportals) dokumentieren. Denn jede auf dem Meldeportal gemeldete Beobachtung ist wichtig für den Natur- und Artenschutz sowie für die Forschung.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnte nur eine der oben aufgeführten Antworten ausgewählt werden. Bei einer der Antworten konnte eigener Text ergänzt werden. Zum Zeitpunkt der Durchführung unserer Befragung war unser Meldeportal noch unter naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de zu erreichen, weshalb sich diese Frage darauf bezog.
Artengruppen im Fokus
Auf dem Meldeportal von NABU|naturgucker verteilen sich die gemeldeten Beobachtungen nicht gleichmäßig auf alle Artengruppen. Vogelbeobachtungen sind mit knapp 80 % zwar am stärksten vertreten. Daraus abzuleiten, dass auf dem Meldeportal vor allem Vogelbeobachter*innen aktiv sind, erweist sich aber als Trugschluss. Einer der Gründe dafür ist, dass Vögel beispielsweise verglichen mit Schnecken, Fischen oder Säugetieren meist sehr viel leichter draußen zu finden sind – und das oft sogar für versierte Beobachter*innen.
Deshalb könnte es durchaus vorkommen, dass etwa ein/e Springspinnen-Liebhaber*in während einer Exkursion nur wenige achtbeinige Zielarten aufspürt, dafür aber in einem ergiebigen Gebiet durchaus problemlos auf über 30 Vogelsichtungen als „Beifang“ kommt. Die schieren Beobachtungsanzahlen aus den einzelnen Artengruppen zeigen somit zwar eine Tendenz auf, geben aber kein vollständig korrektes Bild hinsichtlich der Beliebtheit der Artengruppen wieder.
Uns war es deshalb wichtig, etwas über die Lieblingsartengruppen der Teilnehmer*innen zu erfahren. Hierzu sei erwähnt, dass wir in den Jahren 2014 und 2017 unter den Nutzer*innen unseres Meldeportals bereits Befragungen durchgeführt haben, bei denen wir ebenfalls nach Beobachtungsschwerpunkten gefragt haben.
Wie die Ergebnisse aus der im Jahr 2020 durchgeführten Umfrage zeigen, haben die Vögel den Schnabel (und die Nase) mit knapp 53 % tatsächlich weit vorn – aber eben nicht so sehr, wie es die Anzahl der gemeldeten Beobachtungen aus dieser Artengruppe nahelegt. Die Gründe hierfür sind sicherlich sehr vielfältig und eine tiefgreifende Analyse würde an dieser Stelle zu weit führen.
Darf es sonst noch etwas sein?
Dass viele Naturbegeisterte draußen nicht nur ihre bevorzugte Artengruppe beachten, wussten wir bereits aus den vorangegangenen Befragungen. Aus diesem Grunde war es uns ein Anliegen, dieses Mal erneut nach weiteren Interessen neben den favorisierten Artengruppen zu fragen.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnten mehrere der oben aufgeführten Antwortmöglichkeiten ausgewählt werden.
Zukunftspläne in Sachen Erweiterung des Artenwissens
Darüber hinaus wollten wir gern mehr darüber erfahren, in welche Artengruppen sich die Teilnehmer*innen künftig einarbeiten möchten. Hierbei haben die Insekten mehrere andere Artengruppen deutlich übertrumpft.
Unsere weiteren, hier nicht näher dargestellten Fragen zum Ausbauen des persönlichen Artenwissens haben ebenfalls zahlreiche Teilnehmer*innen beantwortet. Gestellt haben wir diese Fragen im Hinblick auf ein damals noch in der Zukunft liegendes Projekt, das aber inzwischen längst umgesetzt wurde: die → NABU|naturgucker-Akademie. Als Basis für die bedarfsorientierte Planung der kostenlosen Lernangebote waren die Ergebnisse aus der Motivationsbefragung für uns überaus hilfreich.
Mitmach-Aktionen und Monitorings
Vor allem für unseren Partner NABU, aber auch für uns war es wichtig zu erfahren, ob Mitmach-Aktionen wie der NABU Insektensommer oder die Stunde der Wintervögel bekannt sind und ob die Umfrage-Teilnehmer*innen zu diesen in der Vergangenheit bereits selbst Meldungen beigetragen haben. Die Ergebnisse sind eindeutig und überaus erfreulich.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Bei dieser Frage konnte nur eine der oben aufgeführten Antworten ausgewählt werden.
Dagegen haben die → Monitorings von NABU|naturgucker, also unsere eigenen Beobachtungsprojekte, einen geradezu verschwindend geringeren Bekanntheitsgrad. Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass sie bei Weitem nicht mit der Medienpräsenz der großen Zählaktionen des NABU mithalten können. Uns zeigen die Umfrageergebnisse, dass wir hier noch eine Menge Arbeit vor uns haben und das ein oder andere neu durchdenken müssen.
Kennen Sie die Monitoring-Aktionen von naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de? (Frühe Blüher, Phänologie, etc.) | |
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Antwort | Anteil |
Nein | 53,4 % |
Ja, aber ich habe noch nicht teilgenommen | 35,6 % |
Ja, ich habe schon daran teilgenommen | 9,7 % |
Ja, ich nehme aber grundsätzlich nicht an Monitorings teil | 1,3 % |
Hinweis: Zum Zeitpunkt der Durchführung unserer Befragung war unser Meldeportal noch unter naturgucker.de bzw. NABU-naturgucker.de zu erreichen, weshalb sich diese Frage darauf bezog.