Große Drüsenameise (Tapinoma magnum), (c) Jörg Freyhof via Flickr, → CC BY-NC 2.0
Die Große Drüsenameise (Tapinoma magnum) ist derzeit stark in den Blickpunkt gerückt, denn die Art breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Oft wird jedoch nur über problematische Fälle berichtet, wodurch leicht ein verzerrtes Bild entsteht. Diese Meldeaktion hat das Ziel, das Vorkommen der Art genauer zu dokumentieren und durch gezielte Beobachtungen mehr über ihr Verhalten zu erfahren – und so die Arbeit der Forscher*innen zu unterstützen.
Die Große Drüsenameise (Tapinoma magnum) stammt vermutlich ursprünglich aus Nordafrika, gilt jedoch im südlichen Mittelmeerraum als heimisch. In Deutschland wurde sie erstmals im Juni 2009 in einer Baumschule in Ingelheim entdeckt. Wahrscheinlich gelangte sie durch den Import mediterraner Großgehölze wie Palmen, Oliven- und Feigenbäume – vermutlich aus der Toskana – ins Land (Heller 2011, Pospischil 2021).
Für die Schweiz wurde die Art 2012 erstmals nachgewiesen; in Österreich ist zwar noch keine wissenschaftliche Veröffentlichung erfolgt, ein Standort ist jedoch bereits bekannt.
Neben der Verbreitung durch den Transport von Gartenpflanzen konnte und kann sich die Art auch auf andere Weise weiter ausbreiten: beim allgemeinen Warentransport innerhalb Europas, durch das – meist unbemerkte – Mitführen in Fahrzeugen oder Reisegepäck und möglicherweise auch, indem die Tiere aus privater Ameisenhaltung entkommen.
Als wärmeliebende Art profitiert die Große Drüsenameise von zunehmend milden Wintern und warmen Sommern. Während sie im Mittelmeerraum bevorzugt offene Standorte besiedelt, tritt sie in Mitteleuropa vor allem im Siedlungsraum (Wohngebiete, Gärten, Friedhöfe, Parkplätze, Gebäude) und auf angrenzenden Offenflächen auf. Nester werden in warmen Hohlräumen angelegt, oft werden asphaltierte Flächen untergraben.
Bedeutung der Großen Drüsenameise
Die Art ist für den Menschen nicht gesundheitsschädlich, gilt jedoch als ökologischer und ökonomischer Schädling. Betroffen sind vor allem:
Nutzpflanzen – die Ameise schützt Blattläuse, die den Pflanzen schaden (Mansour et al. 2012).
Technische Infrastruktur – sie nutzt elektrische Leitungen und Stromkästen als Nistplatz, was Kurzschlüsse und Ausfälle verursachen kann.
Bauwerke – Bürgersteige und Gartenmauern können untergraben und dadurch abgesenkt werden.
Tourismus und Freizeit – durch ihr massenhaftes Auftreten kann die Ameise Freiluftaktivitäten stören und auch im Haus Probleme verursachen (Freitag & Cherix 2019, Lenoir et al. 2022).
Heimische Artenvielfalt – die Art verdrängt heimische Ameisenarten wie die Schwarze Wegameise (Lasius niger); negative Auswirkungen auf weitere Ameisen und andere Tiere sind wahrscheinlich.
Riesige Kolonien
Die Große Drüsenameise bildet sogenannte Superkolonien, die viele Neststandorte und zahlreiche Königinnen umfassen können. Eine Superkolonie kann bis zu zwei Hektar groß sein und über 20 Millionen Arbeiterinnen umfassen. In einem Nest wurden beispielsweise 350 Königinnen gezählt (Freitag & Cherix 2019). Nester können unterirdisch miteinander verbunden sein, und oberirdisch sind oft breite Ameisenstraßen sichtbar.
Aussehen und Aktivitätszeit der Großen Drüsenameise
Woran erkennt man die Große Drüsenameise?, (c) Magdalena Sorger, → DiscoverAnts.com
Arbeiterinnen erreichen eine Größe von 3,5–5,0 mm. Charakteristisch ist ihre Vielgestaltigkeit (Polymorphie): Arbeiterinnen sind unterschiedlich groß, was sie von anderen Tapinoma-Arten unterscheidet. Besonders im Vergleich zur Dunklen Drüsenameise (Tapinoma erraticum), die eher natürliche Lebensräume besiedelt, fällt die Große Drüsenameise auf – sie ist insgesamt größer, obwohl es bei kleineren Individuen Überschneidungen gibt.
Königinnen werden 6,5–8,0 mm groß. Männchen treten nur während der Paarungszeit auf; ihre sichere Bestimmung ist lediglich anhand von Genitalpräparaten möglich.
Von anderen Ameisengattungen lässt sich die Große Drüsenameise gut anhand des flachen Hinterleibsstiels (Petiolus) unterscheiden, der in Seitenansicht meist nicht sichtbar ist, da er vom Hinterleib verdeckt wird. Zusätzlich sind bei Drüsenameisen von oben betrachtet nur maximal vier Hinterleibssegmente erkennbar.
Ihre Färbung ist dunkelbraun bis schwarz, die dichte, sehr feine Behaarung verleiht ihr ein eher mattes Erscheinungsbild.
Ein auffälliges – und eher unkonventionelles – Merkmal ist ihr Geruch: Der Duft des Verteidigungssekrets erinnert an Blauschimmelkäse. So riechen zwar alle Tapinoma-Arten, doch lässt sich die Große Drüsenameisedadurch gut von Wegameisen der Gattung Lasius unterscheiden, die ihr auf den ersten Blick ähneln.
Die Art ist von April bis Oktober aktiv, an besonders warmen Standorten auch früher.
Ziel der Aktion ist es, aktuelle Daten zur Verbreitung der Großen Drüsenameise (Tapinoma magnum) zu sammeln und durch gezielte Beobachtungen mehr über ihre Ökologie zu erfahren. Die gesammelten Daten helfen, offene Fragen zu klären:
Wo hat sich die Große Drüsenameise in Deutschland etabliert?
Welche Lebensräume bevorzugt sie?
Welche wechselseitigen Beziehungen bestehen mit anderen Tieren?
Alle dokumentierten Beobachtungen sind wertvoll – vor allem solche, die Belegbilder enthalten! Da die geringe Größe der Ameisen die Bestimmung erschwert, können folgende Tipps den Foto-Check der Wissenschaftler*innen bei der Datenaufbereitung erleichtern:
Beobachtungen bitte immer mit mindestens einem Foto einreichen.
Wenn möglich: eine scharfe Nahaufnahme der Ameise (gerne mehrere, auch aus verschiedenen Winkeln – manchmal ist dadurch für Fachleute etwas erkennbar, das auf den ersten Blick nicht wichtig erscheint).
Wenn möglich: ein Foto einer Ameisenansammlung, das die Größenunterschiede zeigt.
Auch kurze Videos sind sehr hilfreich, um die Art und ihr Verhalten darzustellen.
Einzelfotos ohne Maßstab oder Kontext erlauben meist keine sichere Zuordnung zur Großen Drüsenameise.
Die Aktionsseite zur → Großen Drüsenameise (Tapinoma magnum) lässt sich mit allen Geräten einfach im Browser aufrufen. Dort finden Sie ein Artporträt mit Beschreibungen zu Aussehen und Lebensweise. Außerdem werden ähnliche Ameisenarten wie die Gemeine Drüsenameise (Tapinoma erraticum) dargestellt, um Verwechslungen zu vermeiden.
Das bebilderte Meldeformular unterstützt Sie bei der Bestimmung, und bereits veröffentlichte Beobachtungen können im Meldeportal eingesehen werden.
Vielleicht fragen Sie sich, weshalb Sie beim Melden Ihrer Beobachtungen Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse angeben müssen. Das hat wichtige Gründe:
Wir sind dazu verpflichtet, die gesetzlichen Vorgaben zur Kennzeichnung Urheberrecht zu befolgen. Das bedeutet, auf unserem Meldeportal dargestellte Beobachtungen, Bilder und Videos müssen mit den Namen der Melder*innen gekennzeichnet werden. Hintergrundinformationen dazu finden Sie in einem → Beitrag zu diesem Thema.
Alle auf unserem Meldeportal veröffentlichten Beobachtungen, Bilder und Videos werden der Forschung und dem Naturschutz zur Verfügung gestellt. Bei der Auswertung der Daten kann es geschehen, dass sich Rückfragen zu einzelnen Sichtungen ergeben. Dafür ist es wichtig, dass wir Sie per E-Mail erreichen können. Sollen Ihre Daten in einer wissenschaftlichen Publikation zitiert werden, erfolgt dies in der Regel wegen der Urheberrechtsvorgaben mit Namen; siehe dazu auch Punkt 1.
Grundsätzlich behandelt NABU|naturgucker Ihre personenbezogenen Daten so, dass die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union erfüllt sind. Hier finden Sie unsere → Datenschutzerklärung.
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